Schade, schade, schade...

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Moderator: Jürgen W.

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Laverdalothar
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Schade, schade, schade...

Beitrag von Laverdalothar »

in der aktuellen MOTORRAD von Freitag letzter Woche ist ein Bericht "30 Jahre BMW GS". Hier feiern sich ehemalige BMW-Mitarbeiter als die Erfinder und Designer der GS-Serie und mit keinem "Sterbenswörtchen" wird die Zusammenarbeit mit LAVERDA, die 3 Prototypen die LAVERDA entworfen hat noch deren Einfluß auf die Serien-Maschinen erwähnt.

Ich hab daraufhin mal einen Leserbrief an Motorrad geschickt mit dem Hinweis, das doch wohl für eine korrekte Darstellung der Tatsachen dies nicht unerwähnt hätte bleiben dürfen. Die Antwort war etwas seltsam, das Fazit: "Der Einfluß von Laverda war so minimal, das es keiner Erwähnung bedurfte. Es ist ja wohl klar zu erkennen, dass der von den Mitarbeitern der Technik-Abteilung von BMW entworfene Prototyp "Roter Teufel" weit aus mehr Einfluß hatte, als die nach strengen Vorgaben von BMW enstandenen Prototypen von Laverda".

Äh - es mache sich mal jeder selbst kurz ein Bild...:

Prototyp Laverda 1977:

Bild

Laslo Peres Werksrenner von 1978:

Bild

Vorserien-Modell, mit dem 1979 die Produktion für 1980 angekündigt wurde:

Bild


Serien-Modell 1. Serie:
Bild

"Roter Teufel", angebliche Basis laut Motorrad-Artikel für die Serien-GS:

Bild


(Bilder von der Webseite http://motorclassic.gmxhome.de/ bzw. von http://www.swissbikers.ch)

Weis ja nicht - aber für mich ist da zwischen dem Prototyp von Laverda, der Rennmaschine von 1978, dem Vorserien Modell und der Serie deutlicher ein Zusammenhang zu sehen als zum "Roten Teufel" - oder wie seht Ihr das?? Hab ich da zu sehr die "Laverda-Brille" auf?

Aus meiner Sicht ähneln einige Stiel-Elemente der Serien-Maschine sehr viel mehr dem Prototyp als dem "Roten Teufel". So z.B. die Tankform und größe, das Vordere und hintere Schutzblech, die Farbgestaltung, die Lampen-Form, Auspuff-Führung usw. usw. Mit dem "Roten Teufel" hat aus meiner Sicht einzig die Federbein-Position eine gewisse Gemeinsamkeit, was sich aus der Tatsache ableitet, das halt in der serien-Fertigung es billiger ist, möglichst viele Komponenten aus dem Teile-Regal zu nehmen. Der Rahmen selbst ist auch näher am Roten Teufel (ein geänderter /7 Rahmen). Aber sonst?!?

Was meint Ihr?
LG

Lothar

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RedFalcon
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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von RedFalcon »

Hallo Lothar,
echt witzig. Habe letzten Samstag auch einen Leserbrief geschrieben zu demselben Bericht mit demselben Tenor. Jedoch nicht abgeschickt da ich noch auf der Suche nach dem Motorrad Heft 01/1979 war, wo hierzu ein Bild oder/und Artikel sein sollte damit die sich da nicht rauswinden können. Hatte aber nur 02/1979 gefunden.
Hat jemand zufällig das Heft? Kommt da was dazu drin bzw. inwieweit ist da Laverdas Prototyp erwähnt?
Grüße
Thorsten
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Laverdalothar
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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von Laverdalothar »

Tja - hättest Du es mal abgeschickt...

Hab heute noch mal Mail von dem Journalisten bekommen. Der fühlt sich wohl massiv auf den Schlips getreten durch meine Mail und die - inzwischen vorliegende - Bestätigung von Piero Laverda, das die Prototypen das Ergebnis einer langjährigen gemeinsamen Entwicklung "hinter den Kulissen" war und das die GS800 auf diesem Prototyp basiert. Piero hat übrigens in der Mail auch noch mal bestätigt, das der Kardan-Antrieb der V6 ebenfalls in Zusammenarbeit mit BMW entstanden ist. Kein Wunder, das der also nicht gehalten hat, die stärkste Serien-Maschine von BMW hatte damals halb soviel PS und Drehmoment wie die V6... :shock:

Da er jetzt erst mal in den Urlaub fährt und auch immer noch der Meinung ist, dass das alles von Laverda nur unmaßgeblich beeinflußt wurde, ist hier wohl nicht mit einer Korrektur der Darstellung zu rechnen.

Was soll's - in keinem Buch über die Laverda GS-Serie wird es erwähnt, also warum sollte MOTORRAD da besser sein... :roll:

Schade ist es trotzdem finde ich. :wink:
LG

Lothar

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Lavatory
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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von Lavatory »

einfach bei Google - BMW Laverda Günter - eingeben und bei 2-Ventiler.de den Bericht von MADLOCO lesen; dieser hat die BMW-Laverda-Story der zwei (oder drei?) Maschinen bestens dargestellt.
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Laverdalothar
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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von Laverdalothar »

yep - das war wahrscheinlich mit einer der Gründe, warum der gute so böse wurde: ich hab ihm auch gesagt, das eine einfache Google- Suche ihm die Info geliefert hätte... :lol:
LG

Lothar

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RedFalcon
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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von RedFalcon »

Habe meinen Leserbrief jetzt doch losgesendet.
Steter Tropfen höhlt den Stein....
Grüße
Thorsten
Lavatory
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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von Lavatory »

Laverda hat aufgrund der persöhnlichen Verbindung der Herren Massimo und Hans-Günther für BMW die zwei (drei?) Wettbewerbsmaschinen gebaut, mehr nicht.
die später in Serie gegangenen BMW 800 G/S haben mit diesen Teilen kaum etwas gemeinsam, es sind relativ einfache, nach dem Baukastenprinzip zusammengesteckte Maschinen.

der Rahmen stammt von der R45/R65-Serie (nur einige Laschen und Position der Fußrasten anders), Gabel und Scheibenbremse von der R100/7, der Motor (erleichtert) von der 80/7.

der Rest ist zugekauftes Endurozubehör, also Maskerade.

man sprach damals bei der BMW-Enduro von dem besten Straßenmotorrad, das BMW bis dahin je gebaut hatte.

G und S steht übrigens für Gelände und Straße, S nicht für Sport ......
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Laverdalothar
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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von Laverdalothar »

Tja - die Antwort (oder so ähnlich) hat mir der Journalist auch gegeben. Punkt ist, das Piero Laverda (immerhin einer der nächsten Zeitzeugen) etwas anderes sagt. Und wenn man sich die Linie etc. der Fahrzeuge vergleicht, dann kommt man sehr schnell zum Schluß, dass die Grundidee der GS mit dem Entwurf von Laverda weit aus mehr zu tun hat, als hier der Journalist behauptet. Bis zur GS waren alle BMW's sau schwere Kampfmaschinen (auch die Gelände-Maschinen) mit Serien-nahen Federwegen und letztlich nur eine Straßenmaschine mit Stollen-Reifen und dickerer Sitzbank. Die (3!) Prototypen waren filigrane Maschinen, komplett auf Motocross eingestellt und serienfremd konstruiert, mit denen dann ja auch 1978 etliche Rennen gewonnen wurde und die Fachpresse soweit beeindrukt wurde, das in der Geschäftsleitung (endlich) der Entschluss gefasst wurde, hier in die Serie zu gehen. Daraus resultierte die Vorserien-Maschine, die noch sehr nah an den Prototypen war.

Das man dann ins Teile-Regal gegriffen hat um die Serien-Fertigung kostentechnisch im Griff zu halten, ist wohl klar, das macht jeder verantwortungsvolle Manager so. Haben deswegen die Laverda-Prototypen keinen Einfluß gehabt auf die Entstehung und Serienfertigung der GS-Serie? Da mag jeder selber entscheiden. Von der Marwitz können wir wohl nicht mehr fragen, der seitens BMW die treibende Kraft im Management war.
LG

Lothar

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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von Muralis »

Also meine Erfahrung als Historiker mit Zeitzeugen sagt mir das das wichtigste das persönliche Interesse hinter der Aussagen ist, fast jeder lügt, bewußt oder unbewußt, laß Dir eine Geschichte fünfmal erzählen und der Erzähler mutiert vom Beobachter zum Helden. Dies ist besonders bei Leuten der Fall die ein Lebenswerk in den Sand gesetzt haben. Solange nicht die Akten beider Seiten studiert werden können bleibt es bei der Kristallkugel.
Außerdem schaltet BMW mehr Anzeigen als Laverda, also hat schon mal BMW recht, zudem ist bei diesen Anzeigenblättchen journalistische Recherche sowieso nur ein Ausdruck den lediglich die Autokorrektur beherrscht und die Artikel zwischen den Anzeigen dienen nur der Erhaltung des reduzierten Märchensteuersatzes. So, ich habe fertig.
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Laverdalothar
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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von Laverdalothar »

Ich würde sagen, jetzt hat der Nagel Kopschmerzen, denn du hast aus meiner Sicht ihn voll auf den Kopf getroffen... :lol:

Genau so wie Piero den Einfluß etwas zu hoch einschätzt, ist ebenfalls der Einfluß des BMW-Teams im Artikel deutlich überbewertet worden. Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen. Alles was ich halt gesagt habe (und immer noch sage): der Artikel ist aus meiner Sicht unvollständig, weil er die Zusammenarbeit von BMW mit Laverda verschweigt und daraus resultierend es so darstellt, als wäre alles, aber auch restlos alles ausschließlich auf die "im Untergrund arbeitenden" BMW Mitarbeiter und Rennsport-Enthusiasten zurück zu führen. Das - so denke ich - ist so historisch nicht korrekt und alles was ich MOTORRAD vorgeschlagen hatte war, hier einfach einen Leserbrief abzudrucken mit dem Hinweis, das man damals auch parallel zur eigenen Entwicklung hier Alternativ-Vorschläge sich hat ausarbeiten lassen von Laverda, von denen dann Teile in die GS eingeflossen sind. Ich denke, so wäre es neutral ausgedrückt, wahrcheinlich am nächsten an der Wahrheit dran und beide Seiten wären entsprechend gewürdigt worden.

Aber offensichtlich will man das seitens MOTORRAD nicht. Sei's drum
LG

Lothar

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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von piet »

Muralis hat geschrieben:Also meine Erfahrung als Historiker mit Zeitzeugen sagt mir das das wichtigste das persönliche Interesse hinter der Aussagen ist, fast jeder lügt, bewußt oder unbewußt, laß Dir eine Geschichte fünfmal erzählen und der Erzähler mutiert vom Beobachter zum Helden. Dies ist besonders bei Leuten der Fall die ein Lebenswerk in den Sand gesetzt haben. Solange nicht die Akten beider Seiten studiert werden können bleibt es bei der Kristallkugel.
Außerdem schaltet BMW mehr Anzeigen als Laverda, also hat schon mal BMW recht, zudem ist bei diesen Anzeigenblättchen journalistische Recherche sowieso nur ein Ausdruck den lediglich die Autokorrektur beherrscht und die Artikel zwischen den Anzeigen dienen nur der Erhaltung des reduzierten Märchensteuersatzes. So, ich habe fertig.


:D 8)

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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von RedFalcon »

Schaut mal bei der Laverda-Gemeinschaft-Deutschland rein.
Da findet ihr unter

http://www.laverda-gemeinschaft-deutsch ... a-bmw.html

http://www.laverda-gemeinschaft-deutsch ... a-bmw.html

dann auch ein PDF mit dem Bericht aus Motorrad 01/1979.

Sooft wie da Laverda und die Italiener erwähnt bzw. die Maschinen gezeigt werden kann sich der Redakteur nicht billig rausreden. Das hat schon alles damals bei den Überlegungen wie, was und ob eine Rolle gespielt. Was dann tatsächlich in die Serien GS gegangen ist, ist ein anderes Thema.

Bin gespannt auf Freitag, ob in der neuen MOTORRAD Leserbriefe hierzu kommen.

Grüße
Thorsten
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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von Sigi »

Hi,

zumindest in Italien errinert man sich daran, eine dieser Laverda-BMW
wurde beim 3C-Moto Treffen in Breganze ausgestellt:

Bild

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Bild

Gruß
Sigi
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RedFalcon
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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von RedFalcon »

Hallo Sigi,
super. Dann wäre jetzt auch geklärt wo die 3te Laverda-BMW geblieben ist. 2 wurden ja nach München geliefert, über den Verbleib der dritten war nichts bekannt. Die ist also in Italien zu finden.
Gruß
Thorsten
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Laverdalothar
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Re: Schade, schade, schade...

Beitrag von Laverdalothar »

Ich könnte mich schlapp lachen... Hab soeben die aktuelle Motorrad aufgeschlagen, nach hinten zu den Leserbriefen geblättert und was lesen meine übernächtigten Augen da? Leserbrief von einem Hans-Georg Kasten aus Seefeld: Er habe für BMW alle Teile quasi "unter der Hand" entwickelt für die GS und die Entwicklungs-Abteilung von BMW hätte nichts mit dem eigentlichen Design der GS zu tun. Aha.

Dann noch ein 77-jähriger Gustav L. aus Eschborn, der den Beitrag mal pauschal in den Himmel lobt.

Keiner unserer Leserbriefe wurde abgedruckt, Laverda wieder nicht benannt dafür meldet eine "3. Partei" jetzt "Rechte" am Design der GS an. Verrückt... :lol:
LG

Lothar

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