Hallo Peter,
klingt ja alles wunderbar bei deiner Berta
Zum Thema analog vs. digital muss ich etwas ausholen:
Grundsätzlich ist die Zündung dazu da, mittels der Zündspule einen Zündfunken zum möglichst optimalen Zeitpunkt im Zylinder zu erzeugen. Also abhängig von der Drehzahl und wegen der Brenngeschwindigkeit des Gemischs eine 'zeitkritische' Funktion.
Also muss man die mechanische Drehbewegung und damit die Drehzahl in eine entsprechende Zeitfunktion wandeln und dies muss wiederum als elektrisches Signal ausgegeben werden. Soweit das Prinzip.
Früher hat man sich mit dem Fliehkraftversteller dieser Zeitfunktion über den Umweg der Mechanik 'angenähert'.
Das funktioniert ja auch brauchbar und die Ansprüche waren nicht besonders hoch.
Dann wollte man die Mechanik durch Elektronik ersetzen. Liegt ja nahe, da das Endresultat auch ein elektrisches Ereignis ist und weil Mechanik verschleist. Zudem ist Elektronik tendenziell billiger.
Man hat die Drehbewegung erst mal in elektromagnetische Energie gewandelt (Spulen-Pickup) und mit ANALOGEN Elektonikbausteinen (Zündbox) von der erzeugten Energie auf die Drehzahl geschlossen und
entsprechend einen Zündzeitpunkt 'eingeregelt' (nicht berechnet!).
Da man sich dabei nur bestimmte statische Kennlinien von ANALOGEN Bauteilen zunutze machen konnte, war das auch nur
eine Annäherung an den idealen Zündzeitpunkt. Deshalb z.B. auch oft die Treppenform der Zündkurve, die Du erwähnst.
So funktioniert z.B. die gute, alte Bosch-Zündung.
Ein grosser Nachteil neben der beschränkten 'Annäherung' ist die Tatsache, dass ein Regelkreis/Kanal nur für einen Zylinder arbeiten kann. Deshalb hat ein 120° Triple 3 unabhängige Zündkreise!
Später wurden Mikrochips verfügbar und bezahlbar. Damit hatte man endlich die Möglichkeit, kurze Zeitintervalle (Millisekunden) zu messen, weitere Zeitpunkte zu berechnen und dann Ereignisse zuzuordnen.
Das nennt man DIGITALE Signalverarbeitung (hier verkürzt dargestellt).
Praktisch: wird z.B. von einem optischen oder magnetischen Geber an der Kurbelwelle ein Signal im OT an den Prozessor
gesendet, kann von diesem Zeitpunkt aus theoretisch jeder Zeitpunkt bis zum nächsten Signal/OT errechnet werden.
Ebenso kann ich jedem beliebigen Zeitpunkten ein Ereignis zuordnen.
Z.B. 30 ms nach OT schalte ich die Zündspule zum Laden ein (Ladezeit der Spule ist bekannt).
Den nächsten OT kann man durch Berechnung vorhersehen (z.B. 60 ms nach dem ersten OT).
Also muss ich die Spule 50 ms nach OT entladen um den Funken genau 10 ms vor dem kommenden OT im Brennraum zu erzeugen.
So ungefähr ist das Prinzip.
Damit hat man folgende Vorteile:
- das freie Zuordnung der Ereignisse erlaubt die optimale 'Wahl' der Zündzeitpunkte/-kurve einfach durch Auswechseln der Kennwerte
- wie beschrieben kann die Ladezeit der Spulen geregelt werden
- der Prozessor kann die Berechnungen und Ereigniszuteilung für mehrere Zylinder gleichzeitig machen und man bekommt ein homogenes System
In der Praxis ist das natürlich alles etwas komplizierter.
Ich hoffe trotzdem, ich konnte es Dir einigermassen verständlich machen
Gruss
Heiko