aus gegebenem Anlass hier noch mal ein Hinweis: Es wird oft über die Marzocchi-Gabeln geschimpft. Sicher manchmal zu recht, oftmals aber auch eben nicht. Oft fehlt es an winzigen Kleinigkeiten wie zum Beispiel dem richtigen Ölstand, einer vollständigen "Entspannung" oder einer richtigen Einstellung (Ja, auch die Marzocchi Gabeln kann man "einstellen" - nur eben anders als moderne...).
Anlass dieses Beitrags ist, dass ich gestern mal meine Jota aus dem Winterschlaf erweckt habe (übrigens SOFORT gestartet und nach ein paar Gasstößen war auch der 3. Zylinder da...
Also Moppäd geholt, Cico-Sitzbank ab und die Konis demontiert. Danach die YSS ran und erst mal schauen wie es aussieht... Naja - fast kein Unterschied, die haben ja auch schwarze Federn und sind sonst oben und unten silbern...
OK - nun kam der schwierige Teil: Einstellung der Federbeine. Im Stand lässt sich halt nur eins machen: Zugstufe auf Mittelposition stellen und Negativ-Federweg (Differenz zwischen völlig ausgefedert und mit Fahrer beladen) messen und schauen, ob das ungefähr 1/3 vom Gesamtfederweg ist. Mmmhhh - waren 50% - also Vorspannung erhöhen... Das hab ich dann in der Folge 3-4 mal gemacht und mich so an den richtigen Wert rangetastet. War auch kein Problem, die YSS haben ja wie alle modernen Fahrwerke eine Gewinde-Vorspannung. Hier einfach mit einem Messchieber den Abstand zwischen oberem Anschlag und der Kontermutter der Vorspannung gemessen und entsprechend eingestellt. (bei der Cico-Verkleidung kommt man da allerdings nur durch Demontage der Sitzbank dran... grrrr).
Bei einer der vielen Auf- und Abbock-Vorgänge ist mir dann aufgefallen, dass die Maschine vorne in der Gabel schon erheblich einsackte, wenn ich sie nur vom Ständer nahm. Erheblich ist aber ein so ungenaues Maß
Motorrad also Aufgebockt, die oberen Kappen aufgemacht und sofort ist mir was aufgefallen: der rechte Holm war ca. 2 mm mehr durchgeschoben als der linke! Da das aber gleich sein muss, dieses sofort geändert. Danach die Distanzstücke raus und messen...
Da man jetzt ja eh die Gabel offen hatte, konnte ich natürlich auch gleich mal den Ölstand in der Gabel nachschauen, schließlich hatte ich den seit dem Zusammenbau durch eine Fachfirma vor 7 Jahren nicht mehr gecheckt. Gesagt getan: Zollstock bei vollständig durchgesackter Gabel (ACHTUNG: die Sau springt dann vom Mittelständer!!) von oben in die Gabel einführen und Luftpolster messen. Sollte ja 170mm sein, also mal mutig bis 170mm den Zolli eingeführt, rausgezogen - trocken!
OK - dann eben 180mm... eingeführt, rausgezogen - na? Richtig! Trocken!!
Als bei 190, 200 und 220 auch nix kam wurde ich langsam nervös... Also mal ganz bis zum Anschlag (380mm oder so) rein und schauen - puh - doch noch Öl drin...
Nach dem ich beide Seiten gemessen hatte, bin ich erst mal Öl holen gegangen... Es fehlten rechts 100mm und links 70mm am Ölstand!!! (Urs: jetzt weist Du, warum die Gabel so weich war in Kirchdorf 2006!!).
OK - also Gabel aufgefüllt auf 165mm (bei BEIDEN Seiten natürlich...), Federn und Distanzstücke wieder rein und das ganze wieder zugeschraubt. Danach die Gabel entspannt und alles wieder von oben bis unten festgezogen. Motorrad vom Ständer, Bremse gezogen und KRÄFTIG eingefedert - siehe da - kein Durchschlagen mehr!
Da man ja immer nur einen Fehler gleichzeitig korrigieren soll, hab ich die Vorspannung bei der Aktion NICHT erhöht, wohl aber danach noch mal den Negativ-Federweg gemessen. Siehe da: bis auf 2 mm genau so, wie er sein soll!!
Danach mal im Stand (OK - ist nicht sonderlich aussagekräftig, aber zumindest würde man GROBE Fehler so entdecken...) am hinteren Ende des Tanks von oben auf die Maschine gedrückt und - vorne wie hinten federt es gleichmäßig und gleich tief ein! Federraten scheinen also halbwegs zu harmonisieren! Das Gleiche dann mal mit Fahrer auf der Maschine - passt schon mal soweit!
Zugstufe der Gabel scheint auch soweit zu stimmen (zumindest lt. einem Lehrvideo von Öhlins, in dem es hieß: "Wenn man das auf beiden Rädern stehende Motorrad vorne schnell eintaucht und dann wieder kommen lässt, sollte es über den Ruhepunkt hinaus ausfedern und dann sofort zum Ruhepunkt zurück kehren ohne nachzufedern. Federt es nicht über den Ruhepunkt hinaus, ist die Zugstufen-Dämpfung zu stramm. Federt es mehr als nur einmal über den Ruhepunkt und zurück auf diesen Punkt, ist die Zugstufen-Dämpfung zu schwach." Hier tat sie genau das, was man im Video auch sah...
Heute abend steht die erste Fahrt an - ich bin gespannt und werde berichten... :D
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