Kupplungsdruckstange mal wieder

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Moderator: Jürgen W.

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RedFalcon
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Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von RedFalcon »

Hallo ,
altes Thema von 2009 aber bei mir kürzlich aufgetreten. Die Kupplungsdruckstangen haben sich mit der mittigen Kugel verschweißt und ausgedehnt, sodaß die Kupplung nicht mehr geschlossen hat. Sind das Einzelfälle oder kam das außer bei Lothar noch bei anderen vor?
Grüße
Thorsten
Und Gott fragte die Steine: "Wollt Ihr nicht auch LAVERDA Fahrer werden?"
Da sagten die Steine: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
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h.c.maurer
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von h.c.maurer »

Bei mir war zwar die Kugel nicht verschweißt, aber bei warmem Motor hat sich das Kupplungsspiel auf null verringert und die Kupplung neigte zum Rutschen. Ich habe daraufhin den verlängerten Ausrückhebel wieder gegen einen originalen getauscht, seitdem ist Ruhe
Gruß H.-C.

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Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist, daß es in der Theorie keinen Unterschied gibt
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Laverdalothar
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von Laverdalothar »

Moin,

das ist ein völlig "normaler", Laverda Trippel-typischer Fehler und tritt meiner Beobachtung nach auf bei folgenden Situationen:

-Runterbremsen aus hoher Geschwindigkeit mit gezogener Kupplung
-Prüfstandsläufe auf einem Beschleunigungs-Prüfstand mit "Verlustmessung"
-stehen an der Ampel mit gezogener Kupplung über längere Zeit

Das ganze eventuell noch in Verbindung mit einem etwas niedrigen Ölstand und fehlender Wartung der Kugel im Nehmer-Zylinder und nicht nur Apollo 13 hat ein Problem...

Wie lässt sich das vermeiden? Tja - da scheiden sich die Geister... Modifiziert man die Getriebewelle in der die Stange läuft so, dass mehr Öl zur Schmierung an die Teile kommt, subbt eventuell Öl aus dem Kupplungsdeckel. Fett an der Stelle macht es wohl nur Schlimmer, da dann gar kein Öl mehr an die Teile kommt. Im Grunde hilft nur alle 15.000K - 20.0000km oder so mal die Kugel im Nehmerzylinder schmieren und prüfen, ob die Kugel zwischen den Ausrückstangen noch gut ist, ggf. tauschen. Und natürlich die o.a. Punkte vermeiden... Ne andere Lösung hab ich bis jetzt nicht gefunden...
LG

Lothar

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Thorsten
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von Thorsten »

Hallo,

hatt ich bei meiner SFC 1000 nach 5 Jahren Standzeit auch. Ich denke nicht, daß es mit der Schmierung der Kugel im Nehmerzylinder zusammenhängt. äre dem so, müßte das Problem auch bei den 180° Motoren auftreten. Davon habe ich aber noch nichts gelesen oder gehört oder gar selbst erfahren.

Möglicherweise ist die Ursache eine mangelde Ölversorgung bei den 120° Motoren.

Wie Lothar schon anmerkte: öfter mal kontrolieren....

Gruß aus dem Neanderthal

Thorsten
Thorsten W.
ein 1000 3 CL und SFC 1000 treibender Neanderthaler

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Laverdalothar
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von Laverdalothar »

Hi Thorsten,

meine 180° Jota hatte es auch schon diverse male (man erinnere sich an das Treffen der Freunde Bad Orb 2007 oder so, wo ich dann mit durchgenudeltem Kupplungsnehmer Kolben liegen geblieben bin und auf der Wiese das Motorrad zerlegt habe...).

Bei entsprechender Belastung passiert es wohl auch bei mechanischen Betätigungen, sogar bei 750er (auf dem Prüfstand sind die meinem Bruder reihenweise verreckt...). Bei den mechanischen Betätigungen kommt es aus meiner Sicht nur deshalb seltener vor, weil die Betätigungs-Kräfte so derbe sind, dass keiner mit gezogener Kupplung vor der Ampel stehen bleibt... :shock:

Es ist auf jeden Fall ein Zusammenspiel von mangelnder Schmierung und zu viel Druck => Hitze. Woher auch immer...
LG

Lothar

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rainer
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von rainer »

Also, wenn das ein Temperaturproblem ist,
dass da Stahl zusammenschweisst,
also ich möchte das in meinem Motor nicht haben.

Da könnte Mann ja Eier braten.

Gruß aus Berlin,

Rainer
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Laverdalothar
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von Laverdalothar »

Letztlich geht es hier um die Drehzahl-Unterschiede der einzelnen Komponenten und die Auflage-Flächen, auf denen sich diese Drehzahl und der Druck bei Betätigung auswirken: Der Motor dreht mit bis zu 8.000 Umdrehungen. Diese werden dann in der Primär-Übersetzung mit Faktor 2,x:1 geteilt, bleiben immer noch um die 3.000 Umdrehungen der Kupplungs-Glocke. Diese übertragen sich über den Vierkannt auf den linken Druckstab. Der Druckstab berührt nach rechts rüber dann die Kugel, die die Drehzahlen entkoppeln soll zur dann wiederum folgenden weiteren Druckstange und letztlich der Kugel, die entweder im Kupplungsnehmer-Zylinder sitzt oder eben in der mechanischen Betätigung. Die Auflageflächen sind bei ca. 8mm² zwischen Vierkannt und linker Druckstange, gehen auf ca. 1/2mm² runter zur Kugel und von dort auf die 2. Druckstange bzw. von dieser dann wiederum auf die Kugel in der Kupplungs-mechanik/-hydraulik. Die Drehzahlen sind im Stand bei gezogener Kupplung am Vierkant ungefähr 400 Umdrehungen, am Kupplungs-Zylinder 0.

Wenn man jetzt auf dem Prüfstand (oder auf der Autobahn bei Vollgas) die Kupplung zieht, geht die Motordrehzahl auf ca. 1.000 Umdrehungen => 400 Umdrehungen ungefähr der Kupplung, das Hinterrad dreht aber mit 1.600 Umdrehungen ca, was bei einer 16:34 Übersetzung ca. 3.200 Umdrehungen des Kettenritzel sind. Da hier keine 100% Entkopplung zwischen Getriebe-Ausgangs-Welle und der Druckstange stattfindet, übertragen sich diese Drehzahlen auf die Druckstange, die dann also mit ca. 8-Facher Geschwindigkeit gegenüber der Kupplung dreht. Im Klartext: links an der mittleren Kugel dreht die Druckstange mit 400 Umdrehungen, rechts die Druckstange mit 3.200 Umdrehungen, das ganze mit ca. 30 Kilo Druck pro 1/2mm² => 60 Kilo/mm² => 6 Tonnen pro cm².

Selbst wenn ich mich hier um 100% zu hoch bewegen sollte, denke ich kann jeder ungefähr nachvollziehen, was hier für ein Problem entsteht...

Ein Grund, warum das ggf. bei den 1000 SFC Motoren häufiger auftritt ist wahrscheinlich, dass aufgrund der höheren Leistung man hier ggf. mit mehr Reibscheiben bzw. mit stärkeren Federn arbeitet. Hierdurch steigt der Druck stark an und damit die Hitze-Entwicklung entsprechend. Bei meiner Jota ist das Problem auch erst mit dem erstarkten Motor aufgetreten, nachdem wir die Kupplung entsprechend überarbeiten mussten...
LG

Lothar

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detlef
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von detlef »

Selbst wenn ich mich hier um 100% zu hoch bewegen sollte, denke ich kann jeder ungefähr nachvollziehen, was hier für ein Problem entsteht...

...genau...und ich finde es mehr als unfair, nach so langer Zeit daran erinnert zu werden, warum der Mathe-Leistungskurs für mich tabu war...

detlef :mrgreen:
jl-zane
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von jl-zane »

hallo,

evtl.e idee:

man könnte ein gewinde in die wellenhülse einschneiden, um eine schmierung = kühlung, in diese problemstelle, einzubringen (?, !)

grüsze jörg
rainer
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von rainer »

@Lothar

Respekt! Auf solch eine Antwort hab ich jetzt nicht gerechnet,
aber super Erklärung. Jetzt versteh ich auch, warum die Druckstange 2-Teilig ist, damit aus dem inneren Ende kein Korkenzieher wird....
Aber auch, dass das Temperaturproblem eher ein Schmierstoffproblem
an der richtigen Stelle zu sein scheint.
Und wenn man mal ne Keramikkugel testen könnte?

Gibt es bei den 3-Zylindern eigentlich auch 2 Kugeln,
eine etwas größer als die andere Kugel?

Gruß und ein nettes Wochenende aus Berlin,

Rainer
detlef
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von detlef »

[quote="rainer"]@Lothar

Respekt! Auf solch eine Antwort hab ich jetzt nicht gerechnet,
aber super Erklärung. Jetzt versteh ich auch, warum die Druckstange 2-Teilig ist, damit aus dem inneren Ende kein Korkenzieher wird....
Aber auch, dass das Temperaturproblem eher ein Schmierstoffproblem
an der richtigen Stelle zu sein scheint.
Und wenn man mal ne Keramikkugel testen könnte?

Gibt es bei den 3-Zylindern eigentlich auch 2 Kugeln,
eine etwas größer als die andere Kugel?





...genau so isses, die innere zwischen den Druckstangen hat 1/4", die äußere im Geber 5/16", bei den Maßen könnte man fast meinen, die hätten sich bei einem Unternehmen aus Milwaukee bedient :mrgreen:
Interessant an der ganzen Problematik finde ich, daß es nicht bei allen passiert. Seit 1979 ist bei mir einmal die Kugel im Geber zerbröselt, die war einfach in der Mitte durchgebrochen, eine Hälfte war weg, die andere steckte noch im Geber fest. Die Kupplung trennte sogar noch ein bißchen, allerdings waren die ca. 250 Kilometer nach Hause abseits von Autobahnen wegen der Betätigungskräfte gar nicht so besonders schön. Zwischen den Druckstangen ist noch nie was passiert. Vielleicht hats ja im Laufe der Produktionsjahre voneinander abweichende Legierungen der Druckstangen und Kugeln gegeben. Vermutlich werden wir bis zum Ende aller Tage mit dem Problemchen leben müssen, passiert ja nicht alle Tage.

schönes Herbstwochenende

detlef
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Ernesto
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von Ernesto »

Ich schmier die Teile immer mit Molybdänfett.
Ist noch nie was passiert.
Naja....ich fahr aber auch mehr spazieren
und nicht in Euren Bereichen...

Ernesto
jl-zane
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von jl-zane »

hallo nochmal,
da lothar das probblem nachvollziebar beschrieben hat, sollte man nach lösungen suchen.

frage:
wie befördere ich kühlendes öl oberhalb des ölstandes -> archimedes

= > sobald unterschiedliche u/min's bestehen, wird nach meiner o.g. idee herablaufendes öl eingesaugt(?!). links- und rechts gewinde beachten.

grüsze jörg
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Jörg SF1
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von Jörg SF1 »

Moin Jörg,
du meinst das Prinzip der Archimedischen Schraube? Sollte funktionieren. Könnte man in dem Zuge machen wenn eh mal wieder die Kugel hinüber ist.
M.do.G.
Jörg

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Laverdalothar
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Re: Kupplungsdruckstange mal wieder

Beitrag von Laverdalothar »

Hab mit verschiedenen Fachleuten darüber schon gesprochen. Pragmatische Lösung eines Fachbetriebs aus der Voreifel: "Dann zieh halt nicht so lang an der Kupplung, dann passiert das auch nicht." wtf

Hab schon über Kegelrollen-Lager im 4-kant und im Nehmer-Zylinder nachgedacht. Ob die den Druck aber aushalten, ist mehr als fraglich...

Interssant ist, dass man bei den alten Kawas fast die gleiche Anordnung findet, diese aber offenbar nicht zu Problemen führt. Ich glaube, dass Kühlung nur einen Teil des Problems löst. Denn wo der Druck zu groß wird, da wird das Öl einfach weg gedrückt und es reibt wieder Metall auf Metall.

DLC (Diamant Like Carbon) Beschichtung könnte hier u.U. helfen. Wenn da allerdings die Beschichtung dann durch ist, ist auch Feierabend...

wahrscheinlich hat der o.a. Fachbetrieb einfach recht...
LG

Lothar

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