Wenn einer ne Laverda fährt...

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Moderator: Jürgen W.

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Laverdalothar
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Wenn einer ne Laverda fährt...

Beitrag von Laverdalothar »

...geht sie leider auch mal kaputt...

Meine Jota entwickelte vor etwa einem Jahr ein deutlich hörbares Geräusch aus dem Motorraum. Ort war nicht gut zu lokalisieren und nachdem ich schon die Hoffnung hatten, dass die Reparatur des Anlasserfreilauf die "Heilung" bringt, wurde ich leider endtäuscht - das Geräusch war immer noch da.

Also mal den Kübel zu OCT und die Jungs das anhören lassen... Nach wenigen Sekunden winkten sie ab, Diagnose: "Kurbelwellen-Lager wahrscheinlich defekt. Motor muss zerlegt werden" wtf

Jetzt muss man wissen, dass eben jener Motor bereits 1998 bei ca. 22.000km (fast) komplett neu aufgebaut und deutlich in der Leistung gesteigert wurde (4C-Nocken, SFC Kopf, 1200ccm, 10,5:1 Verdichtung), leider aber die Kurbelwelle dabei "aus Vernunftsgründen" (ehem....) ausgespart wurde. Tja... 24 Jahre und mehrere Rennstrecken-Einsätze später rächt sich das halt...

Zerlegt war der Motor schnell und die ersten Überlegungen waren auch, dass er wohl wieder schnell zusammen sei, da zunächst nichts merklich kaputt erschien. Im Laufe der weiteren Arbeiten kamen dann aber doch einige Schäden zu Tage...:

-leichte Rostspuren in einem Zylinder (stand wohl ein Ventil offen und Kondensfeuchtigkeit hat ihre Spuren hinterlassen...)
-Kopf am mittleren Zylinder "eingefallen"
-Riß von Ventilsitzring bis Kerzenloch => Laserschweißen, neuer Ventilsitz-Ring
-Ventilführung mittlerer Auslas lose => neu
-Buchsen Getriebe ausgenuckelt
-mittleres KW-Lager "fritte"; alle Lager getauscht
-KW gesäubert (Schleuderbleche etc.), mit neuen Lagern etc. zusammengepresst, gerichtet und gewuchtet
-Anlasserfreilauf nicht richtig repariert, wurde erneut instand gesetzt; vermutlich eine Folge ursprünglich der DMC1.1, die seit 30 Jahren im Motorrad ist in Kombination mit nicht optimal ausgerichteten Pickups. Kein eigentlicher Fehler der DMC, eher ein Einstellungsfehler.
-Anlasser selbst: Kohlen verschlissen, neue Lager, abgedreht
-diverse Stehbolzen hatten gelängte Gewinde => erneuert, teils mit Timesert eingesetzt
-Pickup-Kabel brüchig => neue DMC verbaut mit Lichtschranke
-Diverse Kleinteile überarbeitet/erneuert

Ende vom Lied: fast ein Jahr hat es wieder gedauert, jetzt brummt der Kreisel aber wieder! Sonntag die erste Einroll-Runde gefahren (ca. 80Km), macht RICHTIG Laune! Haben die Jungs (speziell Piet) wieder super hinbekommen! Kurbelwellen-Wuchtung hat sich gelohnt, zumindest bis 3.500 Umdrehungen keine nennenswert störenden Vibrationen! Drüber bin ich natürlich noch nicht gefahren...

Danke noch mal an OCT. Soviel Geld hab ich zwar das letzte mal bei euch gelassen, als ich die Formula gekauft habe, aber das Ergebnis spricht einfach für sich!

jetzt muss ich nur noch die Edelstahl-Platte, die ich mal habe lasern lassen für die Instrumente, wieder schweißen. Die hat leider die Vibrationen nicht gut überstanden... Mist. Eine Seite ist schon durchgebrochen, die andere halb. Wird Zeit, dass ich das mache...
Zuletzt geändert von Laverdalothar am 16.08.2022, 13:53, insgesamt 1-mal geändert.
LG

Lothar

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Schwabenteufel
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Re: Wenn einer ne Laverda fährt...

Beitrag von Schwabenteufel »

hallo Lothar,

das freut mich sehr, dass Du Dein Moto wieder hast. Jetzt hast Du die gleiche Geduldsprobe vor Dir wie ich: Einfahren, Einfahren, Einfahren.... Und dabei schön geduldig sein. :roll: :roll: :roll:

ich hab noch 200 km vor mir, dann Zylinderkopfschrauben nachziehen. Und dann kann ich wieder ein Stück höher drehen... Bisher bin ich ein Verkehrshindernis.... _drive

Viel Spaß und auf schadensfreie weitere 24 Jahre!!!

Liebe Grüße!

Rüdiger
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Laverdalothar
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Re: Wenn einer ne Laverda fährt...

Beitrag von Laverdalothar »

Hab ja letztes Jahr die 1000 SFC auch zurück auf die Straße gebracht, insofern muss ich mich doppelt in Geduld üben... wtf
LG

Lothar

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Scheng
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Re: Wenn einer ne Laverda fährt...

Beitrag von Scheng »

Hallo Lothar,
das sind ja gute Nachrichten. Aus gut unterrichteten Kreise habe ich gehört, dass dieser Punkt ...
Laverdalothar hat geschrieben: 16.08.2022, 10:23 -Riß von Ventilsitzring bis Kerzenloch => Laserschweißen, neuer Ventilsitz-Ring
... besonders schwierig zu lösen war. Es scheint keine Spezialisten mehr zu geben, die auch Grauguss schweißen können, was ja bei den Kalotten der 3-Zylinder erforderlich ist!

Gruß,
Jo
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Laverdalothar
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Re: Wenn einer ne Laverda fährt...

Beitrag von Laverdalothar »

Hallo Jo,

kann mir gar nicht vorstellen, welche Kreise Du meinst... O:)

Theoretisch kann das jeder, der Laser-Schweißen kann. Da gibt es schon einige und der Riss ist ja ein absolut üblicher Schaden bei den Laverda 3-Zylinder Köpfen; jeder 2-3. hat das...). Die Ventilsitzringe sind aus einem anderen Material, als die Kalotte, was - zusammen mit der Kühlung durch das Benzin-Luft-Gemisch beim Einströmen - dazu führt, dass sie sich unterschiedlich schnell ausdehnen. Um zu verhindern, dass die Sitzringe rausfallen bei Erwärmung, werden diese meist etwas "spack" eingepresst, was in der Folge aus meiner laienhaften Sicht zu den Rissen führt.

Die Firma Schmeink (nicht der Ducati-Dieter-Schmeink, sein Bruder - Norbert?!?) verwendet deswegen Sitzringe aus gerolltem Material, dass aus mehreren Werkstoffen besteht. Diese haben einen ähnlichen Ausdehnungs-Koeffizient wie die Kalotte, leiten zudem die Wärme besser ab und und können mit weniger Druck eingepresst werden, da sie den Wärme-Übergang harmonisieren quasi (so oder so ähnlich hat mir das Norbert damals erklärt). War mal vor ca. 10 Jahren bei ihm. War super interessant, was er in 3 Minuten alles für Optimierungs-Potential an den Köpfen gefunden hat... Nach dem Gespräch war mir auch klar, wo der Hauptgrund liegt für die bessere Atmung der 41mm Einlass-Ventile gegenüber den 38er... (nicht nur der Durchmesser, der Hauptpunkt ist, dass der Ventilsitz-Ring der 38er Ventile fast 5mm in den Einlass-Trakt ragt... bei den 41er Ventilen ist der so groß, dass er im Kopf-Material des Einlasskanal verschwindet...).

Waren noch einige Kniffe mehr, die er mir genannt hat. Leider hatte ich keine 3.000 - 4.000 € und 3 Jahre Wartezeit, um das bei ihm machen zu lassen. Wäre sicher spaßig geworden... Ein echter Ventil-/Kopf-/Nockenwellen-/Motor-Optimierungs-Nerd im besten Sinne... Der hat u.a. mal für das Toyota WRC-Team die Köpfe gemacht oder für die meisten Teams im Porsche-Cup usw.

bike2
LG

Lothar

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