Moin Gert,
erst mal Glückwunsch zur Formula! 4.500km ist nicht wirklich viel in 22 Jahren, mach Dich bitte auf ein paar mögliche Standschäden gefasst (Benzinpumpe, Einspritzung). Ebenso solltest Du - auf jeden Fall wenn du auf die 2000er Nockenwelle umrüstest, aber auch sonst - den Bereich Starter überarbeiten. Da gibt es einige Infos zu. Grob: dickere Kabel, 4-Kohlen Grundplatte und - sofern du es bekommst - eine andere Übersetzung. Ebenso mach Dich bitte drauf gefasst, dass Du innerhalb der nächste 5.000 - maximal 10.000km noch mal ordentlich Geld in die Hand nehmen musst...: Die unteren Pleuellager sind leider mit falscher Lagerluft verbaut worden. Man hat auf der Konstruktionszeichnung das maximal Verschleiß-Spiel eingetragen, was dazu geführt hat, dass alle 750er Motoren mit diesem Spiel (als quasi mit verschlissenen Pleuellagern) ausgeliefert wurden. Je nach Fahrweise, Pflege und Fahrer gehen die Motoren daher alle zwischen 10.000 und 30.000Km "hoch". Wenn man das präventiv macht, hat man nachher einen wirklich standfesten Motor, sonst halt viele Späne im Öl... Je früher sowas gemacht wird, desto weniger problematisch ist es. Selbst die Typ 3 Kurbelwellen wie Frrranky sie auf seiner Homepage beschrieben hat, sind davor nicht gefeit (sein Motor ging bei um die 30.000 oder 34.000km oder so hoch).
www.octeam.de ist hier das Maß der Dinge für die Revision. Hier wird nicht nur die KW überholt, es werden die Ventilführungen und Sitze überarbeitet (da zumeist nicht zentrisch, manchmal sogar beschädigt... Fertigungs-Qualität war nicht die Stärke des Zane-Werkes...) und vieles mehr behoben. Kostet sein Geld und Roger wie auch seine Mannschaft sind nicht immer ganz begeistert von den Zane-Laverdas, aber danach hält das Maschinchen auch bei guter Pflege und dem richtigen Öl sehr lange.
Wie Du aus dem von Dir geposteten Link sehen kannst, hat sie übrigens Steuerkette. Die dürfte bei der Laufleistung absolut unkritisch sein.
Elektrik ist ein Thema, speziell der Regler wird gerne heiß und schmilzt die Anschlüsse zusammen. Man kann ihn wohl nach vorne bauen in den Windstrom, so dass er besser gekühlt wird. Oder einen echten MOSFET Regler verbauen, die werden nicht warm (achte auf Plagiate!!! es werden viele als MOSFET angeboten, sind aber keine!)
Das Handling wird Dich begeistern, wenn Du sehr locker und entspannt auf der Maschine sitzt. Kann dir nur die Empfehlung geben: halte den Oberkörper aus der Rückenmuskulatur heraus. Jegliches Abstützen auf den Lenkerenden ist zwar für den Rücken bequemer, macht das Fahrverhalten aber steifer/träger. Hältst Du den Oberkörper aus dem Rücken heraus, kannst du die Kiste mit ein wenig Hüfteinsatz und 2 Fingern locker um jede Kurve zirkeln - trotz extrem kleinem Lenkeinschlag.
Die Motor-Charakteristik ist Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Speziell die 2000er Modelle (oder nachgerüstete) sind da wie ein 2-Takter. Unter 3.000 kaum zu fahren, über 3.000 geht ein konstantes Feuerwerk ab bis in den Drehzahlbegrenzer! Wenn man sich dran gewöhnt hat, ist man meistens in jeder Lebenslage zu schnell unterwegs.
Kleine Tücken lauern auch u.a. im Schalter vom Seitenständer: die sind so nervös, das manchmal Bodenwellen reichen, um für Zündaussetzer zu sorgen. Die gute Nachricht: es gibt einen Adapter-Stecker dafür, der das löst. Vor dem TÜV aber kurz wieder umstecken...

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Vorsicht mit der Hinterrad-Bremse. Die schleift gerne mal, überhitzt und irgendwann läuft Bremsflüssigkeit aus. Auf richtige Position des Bremshebel achten und Fuß vom Hebel während der Fahrt! Hatten schon bei einer Ausfahrt, dass die auslaufende Bremsflüssigkeit auf die heiße Scheibe tropfte und das Brennen anfing!
Ansonsten: tolles Motorrad, sehr selten und wirklich was besonderes. Aus meiner bescheidenen Erfahrung ist das Fahrwerk seiner damaligen Konkurrenz WEIT überlegen.
Tante EDIT sagt: übrigens kein Parallel-Twin, sondern ein Gegenläufer mit Ausgleichswelle soweit ich das im Kopf habe. Siehe auch Seite 68 vom Handbuch, Bild 2...

Aber wahrscheinlich meintest Du mit Parallel die Anordnung der Zylinder. Auch hier ein klugscheißerisch klingendes, aber freundschaftlich gemeintes: das ist genau genommen ein Reihen-Zweizylinder, quer zur Fahrtrichtung eingebaut (Kurbelwelle) mit Gegenlaufenden Kolben und Ausgleichswelle. Beim Hubzapfen-Versatz bin ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob es 180° oder 90°/270° sind, meine aber, es sind 180°.
Es ist auch nicht die Nocke Typ 1 oder 3 sondern Kurbelwelle. Bei der Nocke gibt es nur 2 (Straßen-) Versionen für die Formulas: bis 1999 und ab 2000 (Modelljahr). Wobei die 2000er Formula Nocke original fast immer mit Typ3 KW ausgeliefert wurden. Aber auch darauf würde ich nicht 100% wetten...
Ob 2000er Nocke oder 1999er Nocke, ob Typ 1 oder 3 Kurbelwelle - die Revision der Pleuellager ist IMMER fällig.
Tante EDIT hat fertig!
Hoffe, das hilft weiter und hat Dich nicht zu sehr abgeschreckt

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