Restauration 750SF

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Moderator: Jürgen W.

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Laverdalothar
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Re: Restauration 750SF

Beitrag von Laverdalothar »

Bei dem Rohr würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen, hat Laverda denke ich auch nicht. Muss ja nur die Klemmung "aushalten", ansonsten hat das ja keine Funktion.

Bezüglich des Tacho-Antriebs denke ich, ist die Toleranz tatsächlich zu gering, das könnte "fressen"... Probiere es aus, wenn das Rad drin ist. Merkst ja schnell, ob es frei dreht oder nicht, wenn das Vorderrad frei schwebt.
LG

Lothar

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Schrauber
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Re: Restauration 750SF

Beitrag von Schrauber »

Hallo Lothar

Das Rohr muss einfach zentrisch gebohrt sein und die Stirnseiten des Rohrs müssen gerade bzw. rechtwinklig zur Zentrumsbohrung sein, damit nicht schräg auf den Innenring gedrückt wird.
Ich habe das originale Rohr ausgemessen, es hat eine Aussendurchmesserabweichung von nur 0.03mm! Das will ich auch erreichen.

Ein Rohr habe ich gefunden und zentrisch ausbohren können. Dann beim Einspannen in der Drehbank (Schweizer Schaublin 102 von 1963) hatte ich auf dem Reitstock keinen so grossen Spitz, um das Rohr hinten aufzunehmen.
Weil wenn man es einfach ins Dreibackenfutter spannen würde, kann man auf die Länge niemals die Aussenseite gleichmässig überdrehen.

Ich habe es mit einem ganz knapp genug grossen fixen Spitz probiert im Reitstock und habe mal ein Wenig abgedreht. Das war natürlich eine blöde Idee. Jetzt habe ich über die Länge des Rohr gesehen 0.1mm Unterschied beim Überdrehen des Aussendurchmessers zwischen vorne und hinten. Jetzt muss ich mal im Bekanntenkreis schauen, ob jemand eine gröbere Drehbank hat mit einer passenden Reitstock Aufnahme und einem gesunden Kreuzschlitten.
Wenn man halt immer Feinmechanik bearbeitet ist so ein einfaches Rohr halt auch schon verhältnismässig "grob" :mrgreen:
Aber 0.1mm über die kurze Länge sind einfach zuviel. Und das originale Rohr obendrein ist genauer. Das lässt mein Berufstolz nicht zu. Ich finde eine Lösung :lol:

Gruss
Yves
Andre G
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Re: Restauration 750SF

Beitrag von Andre G »

Hallo Yves,
ich verstehe nicht, wieso der Außendurchmesser von dem Distanzrohr zwischen den Lagern so wichtig sein soll.
Muß nicht lediglig die Achse durchgehen, auch mit 0,5 mm Spiel, die Länge stimmen und die Enden Parallel sein? Je nach Durchlass in der Nabe haben manche Distanzrohre auch Ringe aufgeschweißt, damit sie sich einigermaßen zentrieren können und von der Achse getroffen werden können.
Und normale Stahlqualität reicht aus, beim Anziehen der Achse wirst Du das Rohr wohl kaum zerquetschen 😀
Gruß
Andre
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Schrauber
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Re: Restauration 750SF

Beitrag von Schrauber »

Hallo André

Der Aussendurchmesser ist nicht so wichtig, ich wollte das Rohr nur so genau herstellen wie original biggrin .
Ich habe den Tachoantrieb zusammengebaut und tatsächlich reicht das axiale Spiel des Schneckenstifts von 0.5mm nicht aus. Jetzt habe ich 4mm axiales Spiel für den Schneckenstift gegeben. Jetzt laufen die Verzahnungen gut ineinander.

Nun muss ich vorne noch einen neuen Reifen aufziehen und dann kurz Probefahren, um zu schauen, ob das ganze hinhaut.

Gruss
Yves
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Schrauber
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Re: Restauration 750SF

Beitrag von Schrauber »

Ich hab die Hütte wieder zusammengekriegt biggrin

Bis jetzt schleift nichts mehr. Radlager vorne neu, Distanzrohr 0.7mm länger gedreht. Mich dünkt, dass ich den Tachoantrieb rauschen höre, aber man kann sich ja auch verrückt machen. Ein paar 100Km werden es dann zeigen. Zumindest die Tachonadel zittert nicht und das Rad schabt auch nicht, wenn man es dreht. Alles läuft frei und gut.

Die Beläge der Trommelbremsen sind noch original. Ich gehe stark davon aus, dass diese Beläge Asbest enthalten. Wie auch schon bei der Restauration habe ich die Trommeln immer nur nass ausgewaschen, so dass kein Staub entsteht. Es gäbe sicher asbestfreie Beläge, aber meine sind von der Dicke quasi neu und genau auf die Trommeln eingeschliffen. Die Bremsleistung ist so genial, dass ich mich trotz schlechten Gewissens und Angst nicht aufraffen kann, da neuere, ungiftigere Beläge reinzumachen. :-? Wie handhabt ihr das so?

Bei der Bereifung ist jetzt Michelin Road Classic drauf (vorne 100/90-18 und hinten 110/90-18). Vorher waren es Continental Classic Attack (vorne 110/90-18 und hinten 120/90-18). Aber im Vergleich zu der jetzigen schmaleren Bereifung fährt das Motorrad so viel besser meines Erachtens. Ich kann mich erinnern, wie der TÜV/MFK Prüfer zu mir meinte, dass dieses Motorrad ein "ungeheuerlicher Bock" sei :lol: Ja, die Continental waren zu breit. Das war damals der Tatsache geschuldet, dass diese Reifen im Jahr 2018 nicht schmaler lieferbar waren, da 18 Zoll anscheinend nicht mehr so viel verwendet wird. Somit hatte ich vorne eigentlich einen Hinterreifen drauf, was an der Laufrichtungsmarkierung (rear) ersichtlich war. Gemerkt hats keiner.
Interessant ist, dass meine 2016er V7II Guzzi fast die genau gleiche Bereifung braucht und das Motorrad schätze ich jetzt mal im Vergleich zur 71er Laverda als sehr "modern" ein... Es ist zumindest in meiner Region in der Schweiz immer ein bisschen ein Murks, wenn man 18er Reifen braucht.
Ich habe noch böse Berichte im Jahr 2024 über den Michelin Reifen gelesen, so von wegen Vibrationen und starke Unwuchten bei manchen, aber bislang habe ich nichts bemerkt. Meine Reifen Serie ist von Oktober 2025.

Auch das statische Wuchten gestaltete sich als sehr schwierig. Das Vorderrad hat ein leichtes "Ei", was aber während der Fahrt nicht zu bemerken ist. Ich habe die Reifen zum Mechaniker meines Vertrauens gegeben und er meinte, dass das Auswuchten mit Bleigewichten bei diesen Rädern so keinen Sinn macht, ohne viel Gewicht draufzupacken.
Bislang bin ich sogar ohne Auswucht-Gewichte gefahren. Da man in der CH ja sowieso nirgends schneller als 120Km/h fahren darf, habe ich diesbezüglich nie etwas von einer Unwucht gemerkt. Die Räder habe ich persönlich eingespeicht und für mich war der Höhen- und Seitenschlag in Anbetracht des Alters der Felgen absolut noch im normalen Rahmen. Und solche selten gewordenen Felgen schmeisst man ja auch nicht einfach weg, nur weil mal 3mm Höhenschlag drinn sind... oder zumindest empfinde ich das so.

Gerne würde ich noch ein paar Kilometer fahren, aber jetzt macht das Wetter langsam nicht mehr so mit.
laverda.jpg
Gruss
Yves
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Schrauber
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Re: Restauration 750SF

Beitrag von Schrauber »

Hallo zusammen

Ich möchte kurz noch fragen, wie ihr das Thema Trommelbremsen und asbesthaltige Bremsbeläge handhabt. Ich gehe davon aus, dass bei einer 71er Laverda 750S(F) die Beläge Asbest enthalten und gehe deshalb sehr vorsichtig bei der Demontage vor.

Kann jemand bestätigen, dass diese Beläge Asbest enthalten? Und wie handhabt ihr das so?

Gruss
Yves
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Laverdalothar
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Re: Restauration 750SF

Beitrag von Laverdalothar »

Hab bei der Restauration meiner SF damals neue Beläge eingebaut, da die alten knochenhart und verglast waren und ich die Hebelei eh auseinander nehmen musste, da ziemlich verrostet (hatte 29 Jahre gestanden...).

Wenn Deine Bremse gut funktioniert, lass die Beläge drin - egal, aus welchem Material. Klar sollte man den Abrieb nicht einatmen und sicher ist es nicht gut für die Umwelt. Bin dennoch der Meinung, dass es schlechter für die Umwelt ist, funktionierende Beläge rauszuschmeißen, als die eventuelle Gefahr von Asbest-Teilchen in Kauf zu nehmen.

Wenn Du Dich damit aber nicht wohl fühlst, dann hau sie raus. Mach Dich aber dann darauf gefasst, dass die Trommel u.U. innen ausgedreht werden muss, damit die neuen Beläge optimal anliegen.
LG

Lothar

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Ernesto
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Re: Restauration 750SF

Beitrag von Ernesto »

Mach Dich aber dann darauf gefasst, dass die Trommel u.U. innen ausgedreht werden muss, damit die neuen Beläge optimal anliegen.
Es gibt einige Bremsenbetriebe, die die neuen Beläge (auf den Backen) entsprechend dem Trommeldurchmesser schleifen, damit sie sofort gut anliegen.

Ernesto
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Laverdalothar
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Re: Restauration 750SF

Beitrag von Laverdalothar »

Idealer Weise denke ich macht man beides. Irgendwer hatte mal hier oder noch im Vorgänger-Forum eine selbst gebaute Apparatur mit Fotos gepostet, mit der er seine Trommel selbst ausgedreht hat. Finde es gerade nicht, aber hier eine ähnliche Apparatur. Ob das damit gerade wird, weiß ich nicht. Würde lieber nem Feinmechaniker mit ner ordentlichen, großen Drehbank nen 50er geben, damit das sauber und vor allem parallel zur Radachse abgedreht wird als das mit nem Dremel zu machen...:

Bild


EDIT: war die Italoclassics Seite, Link hatte ich mal eingestellt. ACHTUNG: BITTE NICHT DRAUF KLICKEN!! DIE SEITE WURDE GEKAPERT UND DER LINK FÜHRT ZU SCHADSOFTWARE!!!

Hier mal ein Erfahrungsbericht und eine Empfehlung für einen entsprechenden Service:

https://ratracer.de/trommelbremsen-aufarbeiten/

Ggf. gibt es was vergleichbares in Deiner Nähe?!?
LG

Lothar

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Schrauber
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Re: Restauration 750SF

Beitrag von Schrauber »

Hallo Lothar

Vielen Dank für Deine Antwort und Bilder!

Ich muss mich erst umschauen, ob es da was gibt, aber ich denke, da wird man in der CH schon fündig.
Ehrlich gesagt muss ich aus Faulheit auch zugeben, dass ich die Beläge auch eher drinn lassen will. Nur der etwas paranoide Gedanke verfolgt mich, dass ich die Asbestbeläge in ein paar Jahrzehnten vergessen habe und sorglos damit umgehe. Oder vielleicht Verwandte, Nachkommen oder sonstige Erben.
Aber ich habe es mal in Serviceheft geschrieben, dass die Beläge asbesthaltig sein könnten.

Ich habe die Frage auch interessenshalber noch im internationalen Forum geschrieben, weil mich interessiert hat, was die Engländer, Aussies und die Amerikaner so darüber denken. Weil bei uns in der DACH-Region herrscht meines Erachtens eine hohe Seriösität in Bezug zu Umgang mit Giftstoffen, wie ich finde. Da wollte ich mal wissen, wie es auf anderen Kontinenten so aussieht. Habe hierbei lustige Antworten gekriegt. :lol: Aber ich denke ein paar Leute von hier sind im internationalen Forum auch unterwegs.

Gruss
Yves
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Laverdalothar
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Re: Restauration 750SF

Beitrag von Laverdalothar »

Hallo Yves, hab es gelesen, bin da auch unterwegs ;-)

Finde es sehr verantwortungsvoll, sich da Gedanken zu machen und es auch in den Unterlagen zu notieren. Hab vor 40 Jahren in einer Spedition als Nebenjob Samstags LKW gewaschen, geserviced (Ölwechsel, abschmieren, Bremsen einstellen usw.) und später auch teilweise repariert (Bremsanlagen in erster Linie, verbogene Zuggabeln wechseln wenn wieder mal einer mit brachialer Gewalt und ohne Gefühl rückwärts rangiert hat... usw.). Beim Service wurden regelmäßig die Bremsen ausgeblasen - ohne Mundschutz oder Schutzbrille... Atem anhalten und hoffen, dass damit 95% der Teile an einem vorbei gehen... Bremsbeläge haben wir selber neu genietet und montiert, Trommeln gewechselt etc. etc. etc. War lustig, manchmal sehr anstrengend, immer dreckig und teils fürchterlich kalt (2-seitig offene Halle; im Winter ein "Spaß"... :cry: ). Highlight waren die Frühstückspause (frische Brötchen vom Chef mit dick geschnittener Fleischwurst und Kaffee) und der Zahltag (10DM/Stunde, 8 - 9 Stunden, 4 x pro Monat - da kam was zusammen im Vergleich zu 580DM Ausbildungsvergütung für 40 Stunden/ Woche...). Bis heute hab ich noch keinen Lungenkrebs. Hoffe, das bleibt so...
LG

Lothar

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