Lagerböcke Nockenwelle: M8

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Moderator: Jürgen W.

stjetzer
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Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von stjetzer »

Liebe Laverdisti

Ich habe bei meiner 1200er zum ersten Mal das Ventilspiel eingestellt. Beim Einbau der Auslassnockenwelle droht nun einer der M8-Stehbolzen auszureissen.

Das kam so: Verwendet habe ich Andy Wagners Tabelle mit den Drehmomenten. Die gibt an, die M9 innen mit 32-35 Nm und die M8 aussen bei den Lagerböcken mit 30 Nm anzuziehen. Also im ersten Durchgang alle sechs Muttern stufenweise (in Schritten von ca. 1/8-Umdrehung) auf 30 Nm angezogen - was funktionierte, bis eben auf die eine M8. Die habe ich maximal eine halbe Umdrehung "überdreht", bevor ich stoppte.

Ich traute mich dann, zu prüfen, wie stark die zieht: Hab mich "hochgearbeitet" und bei 20 Nm dann gestoppt, weil ich das Ding wirklich nicht ausreissen wollte. Die inneren M9 habe ich schliesslich bis 32 Nm nachgezogen.

Ich bin nun unschlüssig, was zu tun ist: Kiste starten und fahren? Mein Gefühl sagt, passt so, es sind ja immerhin min. 20 Nm und die anderen fünf nach Drehbuch. Vor der Alternative Zylinderkopf ausbauen und Gewindeeinsatz rein graut mir. Auch weil ich dann, wenn er schon draussen ist, gleich Ventile, Sitze usw. prüfen und ggf. überholen liesse ... €€€ also.

Ich bin dankbar für eure Meinungen und Erfahrungen!

Herzliche Grüsse
Stefan
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RGS
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von RGS »

Hallo Stefan,

die M8 Bolzen kriegen nur 22 Nm.

Ferndiagnose ist aber schwer. Evtl. hilft nur den Bolzen zu tauschen und / oder ein Reparaturgewinde zuschneiden. Sollte alles im eingebauten Zustand , sprich ohne Demontage des Kopfes zu machen sein.
2 M8-Muttern kontern und vorsichtig versuchen raus zu drehen.

Ein 3 oder 4 mm Loch in den Bolzen bohren und mit dem entsprechenden Torxbit einschlagen und rausdrehen .... wäre so meine erste Lösungsidee.

LG Jürgen
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Laverdalothar
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von Laverdalothar »

Es gibt hier im Technik-Bereich eine korrekte Drehmoment- und Anzugs-Reihenfolgen-Übersicht, die würde ich mir mal runterladen...

Falls es einer der äußeren Lagerböcke ist, kann man das wie Jürgen sagte mit einem TimeSert-Einsatz ggf. reparieren (bitte kein Helicoil, die Dinger taugen aus meiner Sicht nicht viel...). Beim inneren muss mindestens mal der Motor aus dem Rahmen. Operations-Feld gut mit z.B. Panzerband abkleben, damit nirgends Späne hinfliegen können und dann ran da.

Wenn's noch 20Nm hält, könnte es aber auch noch eine Weile gut gehen. Musst Du halt in 500 - 1000km noch mal prüfen...
LG

Lothar

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stjetzer
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von stjetzer »

Herzlichen Dank, Jürgen und Lothar, für eure hilfreichen Tipps! thumbup Es handelt sich auch um den Lagerbock links aussen aus Fahrersicht gesehen - also gut zugänglich.

Ich hab mir eben ein Video angeschaut, wie das mit dem TimeSert-Einsatz geht. Das schaut für mich machbar aus, aber wie krieg ich es hin, das bestehende Gewinde präzise aufzubohren? So freihand mit der Bohrmaschine? Oder wie würdet ihr das machen?
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RGS
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von RGS »

Hi,

den Bolzen zuerst raus zuschrauben. 2 Muttern kontern und mit Glück einfach raus drehen.

Reißt der ab ..... wie gesagt kleines Loch bohren und Torzbit einschlagen ..... klappt meistens mit dem 2 Bit eine Nummer größer ... 17 , 20 , 25 er.

Ist der Lümmel raus und das Gewinde ganz , einen neuen Bolzen rein ( Qualität bitte ). Ist das Gewinde dulle .... Gewindeeinsatz.

LG Jürgen
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von FRRRanky »

stjetzer hat geschrieben: 25.04.2024, 12:08 bis eben auf die eine M8. Die habe ich maximal eine halbe Umdrehung "überdreht", bevor ich stoppte.
versteh das 'Problem' grad nicht: hast Du das Gefuehl, dass der eine Bolzen "kommt" (nachgiebt)?
Abgesehen davon: die kleinen Bolzen auf 20Nm plus ggf. "ein Tick nach Hand-Gefuehl" ist korrekt, d.h. die anderen fuenf sind mit 30 eigentlich zu stark angezogen, am besten loesen u. neu anziehen.
Ich trau nur noch Motorrädern, die ich persönlich verpfutscht hab.
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Schwabenteufel
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von Schwabenteufel »

Hallo Stefan,

hier der Plan mit den Drehmomenten:
Anziehmomente Zylinderkopf.pdf
Wenn Du das beachtest, kann eigentlich nichts schiefgehen. Da Du die M8 mit 20 Nm + ein bisschen angezogen hast, dürfte es am Anzugsdrehmoment nicht liegen...

Liebe Grüße

Rüdiger
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stjetzer
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von stjetzer »

FRRRanky hat geschrieben: 25.04.2024, 22:45
stjetzer hat geschrieben: 25.04.2024, 12:08 bis eben auf die eine M8. Die habe ich maximal eine halbe Umdrehung "überdreht", bevor ich stoppte.
versteh das 'Problem' grad nicht: hast Du das Gefuehl, dass der eine Bolzen "kommt" (nachgiebt)?
Abgesehen davon: die kleinen Bolzen auf 20Nm plus ggf. "ein Tick nach Hand-Gefuehl" ist korrekt, d.h. die anderen fuenf sind mit 30 eigentlich zu stark angezogen, am besten loesen u. neu anziehen.
Die eine M8 Mutter brauchte mehr Drehung als die anderen 5, ohne jedoch fester zu ziehen. Deswegen denke ich, dass das Gewinde im Alugehäuse nachgibt - oder der Bolzen. Die 20 Nm, von denen ich oben spreche, kommen daher, dass ich mit dem Drehmomentschlüssel geprüft hab, wie viel Zug die nun hat. Bei 10 Nm angefangen und langsam hochgearbeitet. Bei 20 gestoppt, um mein Glück nicht rauszufordern.
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von stjetzer »

Schwabenteufel hat geschrieben: 26.04.2024, 09:17 Hallo Stefan,

hier der Plan mit den Drehmomenten:

Anziehmomente Zylinderkopf.pdf

Wenn Du das beachtest, kann eigentlich nichts schiefgehen. Da Du die M8 mit 20 Nm + ein bisschen angezogen hast, dürfte es am Anzugsdrehmoment nicht liegen...

Liebe Grüße

Rüdiger
Top, besten Dank, Rüdiger.
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von FRRRanky »

stjetzer hat geschrieben: 26.04.2024, 15:50 Die eine M8 Mutter brauchte mehr Drehung als die anderen 5, ohne jedoch fester zu ziehen. Deswegen denke ich, dass das Gewinde im Alugehäuse nachgibt - oder der Bolzen. Die 20 Nm, von denen ich oben spreche, kommen daher, dass ich mit dem Drehmomentschlüssel geprüft hab, wie viel Zug die nun hat. Bei 10 Nm angefangen und langsam hochgearbeitet. Bei 20 gestoppt, um mein Glück nicht rauszufordern.
Verstehe. Meine 20 Nm sind bezogen auf 22 = 20 + "Tick Handgefuehl" . Die Angaben vom Hai liegen bei 20-25. Wuerde immer den untersten Wert nehmen.
Nimm doch den Lagerbock nochmal ab u. schau Dir die Verankerung im Kopf an bzw. ob sich der Bolzen streckt.
Theoretisch koennt's auch sein, dass die NW nicht richtig zentriert ist u. gegen den Bock presst, die NW darf nicht klemmen.
Ansonsten besser jetzt reparieren - irgendwann musst es ja doch machen.
Wie gesagt, die anderen, die Du auf 30 angezogen hast, musst eh nochmal anloesen und auf 20+pi anziehen.
Ich trau nur noch Motorrädern, die ich persönlich verpfutscht hab.
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von stjetzer »

FRRRanky hat geschrieben: 26.04.2024, 18:24
stjetzer hat geschrieben: 26.04.2024, 15:50 Die eine M8 Mutter brauchte mehr Drehung als die anderen 5, ohne jedoch fester zu ziehen. Deswegen denke ich, dass das Gewinde im Alugehäuse nachgibt - oder der Bolzen. Die 20 Nm, von denen ich oben spreche, kommen daher, dass ich mit dem Drehmomentschlüssel geprüft hab, wie viel Zug die nun hat. Bei 10 Nm angefangen und langsam hochgearbeitet. Bei 20 gestoppt, um mein Glück nicht rauszufordern.
Verstehe. Meine 20 Nm sind bezogen auf 22 = 20 + "Tick Handgefuehl" . Die Angaben vom Hai liegen bei 20-25. Wuerde immer den untersten Wert nehmen.
Nimm doch den Lagerbock nochmal ab u. schau Dir die Verankerung im Kopf an bzw. ob sich der Bolzen streckt.
Theoretisch koennt's auch sein, dass die NW nicht richtig zentriert ist u. gegen den Bock presst, die NW darf nicht klemmen.
Ansonsten besser jetzt reparieren - irgendwann musst es ja doch machen.
Wie gesagt, die anderen, die Du auf 30 angezogen hast, musst eh nochmal anloesen und auf 20+pi anziehen.
Danke für deine Hinweise! Werde ich so machen thumbup Die betreffende NW lässt sich gut drehen. Ich werde also Bolzen resp. Innengewinde im Zylinderkopf prüfen.
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von stjetzer »

Jetzt hab ich Gewisshait: Das Gewinde im Zylinderkopf ist futsch. Es muss also ein Einsatz rein.

@Lothar und Jürgen: Ihr meint, ein Time-Sert-Einsatz links aussen sollte möglich sein, ohne den Kopf/Motor auszubauen. Kann ich das kaputte Gewinde sozusagen freihand aufbohren für den Einsatz? Mit anderen Worten: Ist das bestehende Loch fürs Bohren Führung genug?
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RGS
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von RGS »

Ja,

mit etwas Ruhe und mit dem 4 Augen System schaffst du das. Abdecken , keine Späne in den Motor ! Bohrtiefenbegrenzung.Senkrecht bohren.

Selbst wenn man das zum ersten Erstenmal macht .... ist fast so wie bei den Mädchen ..... gönn es nicht dem Stuntman. Das Bier danach schmeckt auch gut.

LG Jürgen
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von stjetzer »

RGS hat geschrieben: 30.04.2024, 18:39 Ja,

mit etwas Ruhe und mit dem 4 Augen System schaffst du das. Abdecken , keine Späne in den Motor ! Bohrtiefenbegrenzung.Senkrecht bohren.

Selbst wenn man das zum ersten Erstenmal macht .... ist fast so wie bei den Mädchen ..... gönn es nicht dem Stuntman. Das Bier danach schmeckt auch gut.

LG Jürgen
:) Ok, dann besorg ich mir noch ein weiteres Paar Augen und los kanns gehen!
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Laverdalothar
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Re: Lagerböcke Nockenwelle: M8

Beitrag von Laverdalothar »

Für die TimeSert ist wichtig: die gibt es in unterschiedlichen Längen und Steigungen! Bitte vorher die Tiefe des Gewindes im Kopf messen und die Steigung ermitteln.

Zudem muss die Reihenfolge des Bohren/Fräsens eingehalten werden, da der Einsatz oben einen "Kragen" hat. Schau Dir mal entsprechende Videos an bei Youtube oder anderen Plattformen hierzu! Gibt oftmals entsprechende Sets, bei denen Bohrer und Fräser sowie Eindreh- und Spreiz-Werkzeug bereits dabei sind. Sowas würde ich mir für den Anfang mal holen... 😉 Oder eine Werkstatt in der Nähe fragen, ob Dir die einen Satz einbauen können. Die Sets sind recht teuer und wenn Du das nur für ein Gewinde brauchst, könnte es günstiger sein, das machen zu lassen. Dann hast Du (hoffentlich) jemanden, der das schon mal gemacht hat und weiß wie es geht...
LG

Lothar

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