Gabelbrücken mit Versatz

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Moderator: Jürgen W.

Esvedra
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Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von Esvedra »

Hallo Leute,

wie Ihr an anderer Stelle ja mitbekommen habt ist meine 1000 3C (orangener Rahmen plus Carbon) fertig und ich konnte die ersten Kilometer abspulen. Natürlich gibt es trotz größter Sorgfalt eine Undichtigkeit (Deckel hinter Lima), obgleich nicht zu erkennen ist, wo es herkommt.
Die Gasversorgung ist auch noch nicht perfekt, mein linker Zylinder hat eine blitzsaubere Kerze. Aber das macht mir kein Kopfzerbrechen.
Sie fährt wunderbar, ich bin erstaunt über die Handlichkeit und der Willigkeit, mit der sie den Kurven folgt. Der Tüv-Prüfer, selbst Laverdafahrer, war ganz begeistert.
Aber für mich gibt es eine Unstimmigkeit. Bei der Geradausfahrt habe ich nicht nur das Gefühl, dass der Lenker, respektive die obere Gabelbrücke, etwas nach rechts "verdreht" ist (oder anders herum: steht der Lenker und Brücke gerade zeigt das Rad etwas nach links).
Nun hatte ich ja von Anfang an Probleme mit der Gabel/Gabelbrücke. Bei meine angekauften Bastelobjekt musste ich feststellen, dass das Führungsrohr (Lenkkopflagerrohr.....keine Ahnung wie das Ding genau heist?) etwas verbogen war. Ein netter Kollege aus dem Register half mir aus und ich konnte eine untere Gabelbrücke erwerben.
Im Gegensatz zu vorher konnte ich nun die Gabel/Standrohre montieren ohne größeren Kraftaufwand, wenngleich nicht ohne etwas Nachdruck. Diesen "Nachdruck" habe ich auf die Fertigungsqualität geschoben.

Bei der Suche nach der Ursache mußte ich feststellen, dass es Gabelbrücken mit "Versatz" gibt (zur Erläuterung: ich verstehe es so, dass die Standrohre nicht im gleichen Winkel wie das Lenkkopflagerrohr steht. Dabei denke ich (im übertriebenen Sinne) an die Chopperumbauten der Harleys, wo die elend langen Gabel im flachen Winkel gegenüber der Lenkkopflagerung eingebaut wurden, realisiert durch einen Versatz in der Gabelbrücke).

Allerdings lt. dem Konstanzer Katalog gibt es das nur für die 38 Marzocchigabel (also 1000 120 Grad und 1200), aber nicht für die 1000 3C. Was aber nicht bedeutet, dass man es auch mit einer 38er Ceriani verbauen kann.

Noch mal alles demontiert und nochmal geprüft, ob die Standrohre wirklich gerade sind und ob irgendetwas anderes nicht stimmt, aber ich kann nichts finden. Die Gabelbrücken habe ich dabei nicht nochmal ausgebaut (wegen Lenkanschlag in Verbindung mit Ölkühler etc), aber ich hatte die Eindruck, dass es sich um einen "Versatz" handeln könnte, vielleicht in Verbindung mit einer oberen Gabelbrücke ohne "Versatz"???

Nun die Fragen an die Experten:
* kann man die Marzocchi-Gabelbrücken deutlich von den Ceriani unterscheiden?
* bzw. woran erkennt man die Ausführung mit Versatz?
* würde eine untere Gabelbrücke mit Versatz mit einer oberen Gabelbrücke ohne Versatz mit leichten "Nachdruck" zusammenpassen?

Wer nun noch eine gute Idee hat um herauszufinden, was da nicht stimmt.....ich bin für jede Idee dankbar.

Auch für die Überlasssung einer passenden Kombination von oberer und untere Gabelbrücke gegen Übernahme aller Kosten und/oder späteren Verkaufs dieser Einheit hätte ich nichts einzuwenden :-D .

Ich danke Euch allen vorab für die Unterstützung.
Schönes sonniges und und unfallfreies Wochenende

Gruss Frank
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Laverdalothar
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von Laverdalothar »

Hallo Frank,

vorab, ich habe keine Erfahrung mit den Versatz-Gabelbrücken, würde aber rein aus der Logik heraus sagen, dass der Winkel da ja deutlich anders sein muss, weswegen ich bezweifele, dass dann die Gabelrohre bei einem Mix Versatz- / kein Versatz-Gabelbrücke noch rein gehen würden. Dass die etwas mit Nachdruck reingehen halte ich für normal.

Wenn ich es richtig erinnere, haben die Ceriani Gabelbrücken etwas rundere Kanten und - ich meine - eine etwas andere Lenkerklemmung als die Marzocchis (bezieht sich beides auf die obere Gabelbrücke). Wenn allerdings das Rad nicht rechtwinklig zur Gabelbrücke steht, dann stimmt gewaltig was nicht... Sind die Gabelrohre wirklich gerade? Hast du mal die Gabel "entspannt"?
LG

Lothar

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lavgert
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von lavgert »

Hallo Frank, hier mal 2 Fotos von der 38mm Ceriani und Marzocchi Gabelbrücke oben. Die sind sehr leicht zu unterscheiden. Im Foto oben die Ceriani, unten die Marzocchi Gabelbrücke.
Das Lenkrohr der 38 mm Ceriani Gabel an der 1000er und frühen 1200er ist nicht im rechten Winkel zur unteren Gabelbrücke eingepresst sondern mit 1,5 Grad "Versatz".
Das Lenkrohr der 38 mm Marzocchi Gabel an der 1000 Jota und 1200er ist dagegen genau im rechten Winkel zur unteren Gabelbrücke eingepresst.
Mixen der Gabelbrücken ist nicht möglich.
Du kannst ja ein paar Fotos einstellen, dann können wir gemeinsam analysieren was du da verbaut hast.
Ciao, Gert
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Esvedra
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von Esvedra »

Danke Lothar und Gert,

ich habe die Gabel mehrmals "entspannt", wie gesagt, auch die Tauchrohre müßten gerade sein.
Mein Arbeitskollege hatte sie im ausgebauten Zustand kontrolliert und für gut befunden, ich habe sie nochmals im Zusammenbau mit den Tauchrohren nochmals gecheckt in dem ich die Tauchrohre eingespannt habe und das Standrohr gedreht habe (Messung mit Uhr am oberen Ende des Standrohres). Die Abweichung lag bei dieser nicht wirklich sicheren Methode bei 0,5 mm. Um zu schauen ob diese geringe Abweichung einen Einfluss hätte habe ich die Tauchrohre mehrmals gegeneinander verdreht, aber das Rad stand immer "gleich schief". Wenn da etwas krumm wäre hätte es sich verändert müssen.

Gert, Deiner Ausführung entnehme ich, dass Ceriani IMMER einer Versatz hat, richtig?
Stutzig gemacht hat mich die Teileliste vom Andy
Marzocchi.png
Nach dieser Aussage gibt es bei Marzocchi unterschiedliche Ausführung, bei Ceriani nicht. Allerdings schreibt er nicht, dass Ceriani immer einen Versatz hat, was Du angemerkt hast.
Deshalb meine Verwirrung.
Danke für die Fotos, demnach ist meine obere Gabelbrücke eine Ceriani. Hast Du auch ein Bild der unteren Cerianibrücke? Die fehlen leider in der Austellung beim Andy für die Cerianigabel.
Gruss Frank
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Thomas R.
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von Thomas R. »

Hallo Frank,

hast du auch die Länge der Standrohre überprüft?
Es gab früher die Standrohre mit Unterschiedlichen Längen ( je nach Hersteller).
Ich glaube es waren so 1 - 5mm, es wäre denkbar das nur ein Rohr getauscht wurde (weil die Verchromung defekt war).
Wenn nicht, dann wären vielleicht die unteren Lagerschalen vom Lenkkopf schebbs drin. Aber denke ich bei deiner Arbeit und wie deine Bella jetzt aussieht, nicht.
20180303_172307_002.jpg
Vielleich hilft dir das weiter, der Abstand von der Gummimuffe zur oberen Brücke.
LAV1000-E39.jpg
Könnte vielleicht auch die Tonne Pos. 32 sein. Aber das kann ich mir nicht vorstellen, dann wäre die Dämpfung schlecht.

Wünsch dir ein Gutes gelingen, vielleicht helfen dir meine Gedanken etwas weiter. :idea:

VG
Thomas 8-)
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lavgert
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von lavgert »

Hallo Frank,
jetzt müssen wir doch die technischen Begriffe klären: Das was du als "Versatz" bezeichnest ist eigentlich korrekt die "Reckung" einer Gabelbrücke. Marzocchi 38mm Gabelbrücken gibt es tatsächlich mit unterschiedlichem Versatz auch Offset genannt (siehe Skizze) z.B. für Ducati Königswellen, die haben weniger Versatz als die für Laverda 1000/1200.
Ciao, Gert
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Esvedra
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von Esvedra »

Gert, Du hast es auf den Punkt gebracht.
Hatte den Begriff Recking vermieden, weil wohl doch nicht jeder etwas damit etwas anfangen kann.
Und wenn es unterschiedliche Gabelbrücken gibt, die dann auch grundsätzlich auf verschiedene Moppeds passen, dann wird´s ja noch komplizierter.
Muss mal nachdenken wie ich weiter vorgehe!
Ideen bitte zu mir.
Gruss Frank
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Thomas R.
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von Thomas R. »

Hallo Gerd,
danke für die Darstellungen, jetzt weiss ich wie es zu dem Nachlauf kommt.
Danke für deine Illustration.
VG
Thomas
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von v2ventiler »

Und dann gab es noch 38er Ceriani Gabeln ohne 1,5 Grad Rake, so einige wenige 1000er in England.
Zeige doch mal Bilder der unteren Gabelbrücke.

Gruß
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lavgert
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von lavgert »

v2ventiler hat geschrieben: 28.05.2021, 21:45 Und dann gab es noch 38er Ceriani Gabeln ohne 1,5 Grad Rake, so einige wenige 1000er in England.
Gruß
... ja, das war dann die Gabelbrücke der 750 SFC!
Ciao, Gert
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Ernesto
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von Ernesto »

Hier die entsprechende Passage in der Twins and Triples Bible.
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v2ventiler
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von v2ventiler »

und dies:

"A few of the "Gold" UK Jotas of 1978 had parallel Ceriani yokes - just before the Marzo forks were fitted - this would be around the early 6000 numbers area."

Hatte die Information mal von Phil Todd.

Michael
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von Esvedra »

DSC06557 (1).JPG
Hier meine untere Gabelbrücke.

Hat jemand eine passende :-? obere für mich, zumindest zum Testen?
Gruss FRank
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Laverdalothar
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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von Laverdalothar »

Hast Du mal seitlich vom Steuerrohr gemessen (Winkel wie hier nur halt seitlich rüber zu den Klemmen) ob das Steuerrohr noch gerade ist? War bisher der Meinung, dass die rechtwinklig in den Gabelbrücken drin sind. Oder?
LG

Lothar

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Re: Gabelbrücken mit Versatz

Beitrag von Esvedra »

Lothar,
guter Ansatz!
Vor allem, wenn man das vorgehende Bild über die Erklärung vom Recking betrachtet wäre dieser Winkel vom Steuerrohr kontraproduktiv. Das wirkt nämlich in die andere Richtung.
Ich denke nur mit einem Winkel auf die gegossene Oberfläche kann hier nicht gemessen werden, dazu müssen die Standrohre eingespannt und dann gemessen werden.

So langsam kommt man der Sache näher.
Gruss Frank
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