Dein erstes Motorrad...
Verfasst: 09.11.2010, 08:33
Kannst Du Dich noch erinnern was Dein erstes Auto war? Vielleicht. Kannst Du Dich sofort an 2 oder 3 konkrete Fahrten erinnern? Mmhh - schwierig... Und Dein erstes Motorrad? Da kannst Du Dich sicher an mindestens 10 Fahrten erinnern, richtig?
Tja... damals... "suße" (naja - äh - nicht wirklich...) 18, den Führerschein in der Tasche - und kein Geld für eine Maschine... :? Als Schüler halt nicht so einfach...
Aber dann - eines Tages, als man schon fast nicht mehr dran geglaubt hatte, jemals ein Motorrad zu fahren - da stand sie in einem Laden für Auto-Teile (!!). Der Besitzer des Ladens hatte sie gebraucht gekauft, war aber nicht zum Fahren gekommen. Das ideale Einsteiger-Motorrad: eine Suzuki GT200, Baujahr 1976 - genau wie mein erster Wagen, ein Austin Mini 1100 Sport.
Kurze Verhandlung mit dem Verkäufer ergaben: frischer TÜV, neue Batterie, sonstiger Zustand OK - Preis 950,-DM. Anzahlung geleistet, Brief mitbekommen zum Zulassen und einen Tag später hab ich sie abgeholt. Meine Eltern (bei denen ich damals wohnte) verdrehten die Augen als ich mit dem Hobel in die Einfahrt fuhr, breites Grinsen im Gesicht und das Gefühl der Freiheit, gemischt mit Besitzer-Stolz ließen mich ein grottiges Fahrwerk und die kastenförmigen Bridgestone Reifen genau so vergessen, wie den wohl offensichtlich festen Bremszylinder vorne. Schließlich war ich jung, wild und frei - ein echter Rocker eben, wenn auch nur mit 200ccm und 2 Takten...
Die Kleinigkeiten, die mein vom Motorrad-Virus blindes Auge übersehen hatte beim Kauf, wurden bald behoben (2-Takt-Öl fehlte, Bremse wie gesagt vorne fest, hinten mit zu viel Spiel, Kette zu locker, Federbeine ausgenuckelt). Mit jedem Tag den ich fuhr merkte ich mehr, das entweder ich nicht für's Motorrad-Fahren geboren war oder irgend etwas nicht mit dem Fahrwerk stimmt. In Kurven "eierten" wir zusammen rum - das war nicht zum aushalten...
Unglücklich fuhr ich zum lokalen Suzuki-Händler, dem "Zweirad-Zentrum". Draußen vor der Tür eine VX800 und eine 1400er Intruder, beide in schwarz. OK - die Intruder war nicht mein Fall, aber die VX... lecker...! Mit damals über 8.000,-DM jedoch WEIT weg von jeglicher Möglichkeit...
An der Theke begrüßte mich der damals rot-blonde Besitzer mit den Worten: "Tach. Watt hamma denn?"
"Äh - ja, Tach. Äh - ich hab da ne GT200" (leichtes verdrehen der Augen beim Shop-Besitzer - "wieder so einer ohne Geld..."), "und - äh - irgendwie komme ich da nicht mit zurecht."
"Aha - und wie äußert sich das?"
"Äh - ja... also - in Kurven, da hab ich immer das Gefühl, das bis zu einem gewissen Punkt die nicht einlenken will und dann "fällt" die so rasant in die Kurve, das ich sie wieder hochreißen muss und dann eier ich da so rum. Ich verzweifel bald..."
"Mhh - vielleicht sind die Stoßdämpfer zu wenig vorgespannt?"
"Neeh - das hab ich schon auf maximum gemacht, aber dann is die so hart, das es mir die Bandscheiben kaputt haut. Hab schon mal an andere Stoßdämpfer gedacht?!?"
"mmhh - wieviel hat die denn runter?"
"17.000"
"17.000? Ne - das können die Stoßdämpfer nicht sein. Oder ölen die?"
"Ne"
Dann - aus den tiefen der Werkstatt - meldete sich eine Stimme...:
"Watt für nen Reifen fährst Du denn?"
Reifen? na halt so einen schwarzen mit Profil - dachte ich. Sagte aber:
"Äh - muss ich mal schauen, moment................ Bridgestone XXYY"
"Ach Du sch....e. Schmeiß den mal sofort runter, die blöden Brückensteiner Kastenprofile taugen nix, kein Wunder das die fährt wie sie fährt! Mach mal nen ME33 vorne und hinten drauf, dann geht die auch um's Eck!"
"Äh - ah, danke. Echt? Tja - dann beiß ich mal in den sauren... Watt kost' dat denn?"
"Moment... 2 Metzeler in 110... hmmm.. Schläuche.... mhh... Montage... Entsorgung der alten Reifen... - also - wenn Du sie mir ende der Woche bringst, kannst Du sie Freitag Abend wieder mitnehmen und... ich sach mal... 230,-DM für alles zusammen. OK?"
"Schluck... tja - geht wohl nicht anders..." Mist... 25% des Kaufpreises in Reifen investieren - so hatte ich mir das nicht vorgestellt....
Freitag Abend holte ich mein Baby ab, bezahlte und fuhr (nicht ohne den Hinweis, dass die Reifen erst eingefahren werden müssen) los.
Schon in den ersten Kurven wartete ich auf den bekannten Widerstand beim einlenken - nichts!
Langsam fasste ich vertrauen zu den Reifen und in den nächsten 2 Wochen merkte ich mehr und mehr, dass doch nicht alles an meiner fehlenden Fahrpraxis gelegen hatte. Auf kurvigen Strecken konnte ich an den deutlich schwereren Maschinen meiner Kumpel (GSX600F, BMW etc.) problemlos dranbleiben (OK - auch nur mit Digital-Gas, aber dafür war der Motor ja gemacht... ). Karsten (der einzige inzwischen verstorbene meiner damaligen Kumpel) mit seiner "Gülle-Pumpe" tat mir manchmal echt leid. Geschätzt doppelt so viel Gewicht durch die Kurven zu stemmen bei einem echt besch...eidenen Fahrwerk war kein Spaß.
Mit der Suzuki hab ich dann so alles in allem rund 15.000Km im ersten Jahr hinter mich gebracht, im 2. etwa 5.000 (da hatte ich dann eine Freundin...). Diverse Touren an die Mosel, ins Bergische, Sieger- und Sauerland machten reichlich Spaß und als irgendwann mein Bruder mir eine RD250 anbot, musste die Suzi leider gehen. Sie hat mich nie im Stich gelassen, sprang immer zuverlässig an und machte einen Höllenspaß. Also - für damalige Verhältnisse... Dummerweise hab ich glaube ich kein einziges Foto von ihr gemacht - sehr schade...
Und Du - was war Deine erste Maschine? Was hast Du mit ihr erlebt? Erzähl doch ma!
Tja... damals... "suße" (naja - äh - nicht wirklich...) 18, den Führerschein in der Tasche - und kein Geld für eine Maschine... :? Als Schüler halt nicht so einfach...
Aber dann - eines Tages, als man schon fast nicht mehr dran geglaubt hatte, jemals ein Motorrad zu fahren - da stand sie in einem Laden für Auto-Teile (!!). Der Besitzer des Ladens hatte sie gebraucht gekauft, war aber nicht zum Fahren gekommen. Das ideale Einsteiger-Motorrad: eine Suzuki GT200, Baujahr 1976 - genau wie mein erster Wagen, ein Austin Mini 1100 Sport.
Kurze Verhandlung mit dem Verkäufer ergaben: frischer TÜV, neue Batterie, sonstiger Zustand OK - Preis 950,-DM. Anzahlung geleistet, Brief mitbekommen zum Zulassen und einen Tag später hab ich sie abgeholt. Meine Eltern (bei denen ich damals wohnte) verdrehten die Augen als ich mit dem Hobel in die Einfahrt fuhr, breites Grinsen im Gesicht und das Gefühl der Freiheit, gemischt mit Besitzer-Stolz ließen mich ein grottiges Fahrwerk und die kastenförmigen Bridgestone Reifen genau so vergessen, wie den wohl offensichtlich festen Bremszylinder vorne. Schließlich war ich jung, wild und frei - ein echter Rocker eben, wenn auch nur mit 200ccm und 2 Takten...
Die Kleinigkeiten, die mein vom Motorrad-Virus blindes Auge übersehen hatte beim Kauf, wurden bald behoben (2-Takt-Öl fehlte, Bremse wie gesagt vorne fest, hinten mit zu viel Spiel, Kette zu locker, Federbeine ausgenuckelt). Mit jedem Tag den ich fuhr merkte ich mehr, das entweder ich nicht für's Motorrad-Fahren geboren war oder irgend etwas nicht mit dem Fahrwerk stimmt. In Kurven "eierten" wir zusammen rum - das war nicht zum aushalten...
Unglücklich fuhr ich zum lokalen Suzuki-Händler, dem "Zweirad-Zentrum". Draußen vor der Tür eine VX800 und eine 1400er Intruder, beide in schwarz. OK - die Intruder war nicht mein Fall, aber die VX... lecker...! Mit damals über 8.000,-DM jedoch WEIT weg von jeglicher Möglichkeit...
An der Theke begrüßte mich der damals rot-blonde Besitzer mit den Worten: "Tach. Watt hamma denn?"
"Äh - ja, Tach. Äh - ich hab da ne GT200" (leichtes verdrehen der Augen beim Shop-Besitzer - "wieder so einer ohne Geld..."), "und - äh - irgendwie komme ich da nicht mit zurecht."
"Aha - und wie äußert sich das?"
"Äh - ja... also - in Kurven, da hab ich immer das Gefühl, das bis zu einem gewissen Punkt die nicht einlenken will und dann "fällt" die so rasant in die Kurve, das ich sie wieder hochreißen muss und dann eier ich da so rum. Ich verzweifel bald..."
"Mhh - vielleicht sind die Stoßdämpfer zu wenig vorgespannt?"
"Neeh - das hab ich schon auf maximum gemacht, aber dann is die so hart, das es mir die Bandscheiben kaputt haut. Hab schon mal an andere Stoßdämpfer gedacht?!?"
"mmhh - wieviel hat die denn runter?"
"17.000"
"17.000? Ne - das können die Stoßdämpfer nicht sein. Oder ölen die?"
"Ne"
Dann - aus den tiefen der Werkstatt - meldete sich eine Stimme...:
"Watt für nen Reifen fährst Du denn?"
Reifen? na halt so einen schwarzen mit Profil - dachte ich. Sagte aber:
"Äh - muss ich mal schauen, moment................ Bridgestone XXYY"
"Ach Du sch....e. Schmeiß den mal sofort runter, die blöden Brückensteiner Kastenprofile taugen nix, kein Wunder das die fährt wie sie fährt! Mach mal nen ME33 vorne und hinten drauf, dann geht die auch um's Eck!"
"Äh - ah, danke. Echt? Tja - dann beiß ich mal in den sauren... Watt kost' dat denn?"
"Moment... 2 Metzeler in 110... hmmm.. Schläuche.... mhh... Montage... Entsorgung der alten Reifen... - also - wenn Du sie mir ende der Woche bringst, kannst Du sie Freitag Abend wieder mitnehmen und... ich sach mal... 230,-DM für alles zusammen. OK?"
"Schluck... tja - geht wohl nicht anders..." Mist... 25% des Kaufpreises in Reifen investieren - so hatte ich mir das nicht vorgestellt....
Freitag Abend holte ich mein Baby ab, bezahlte und fuhr (nicht ohne den Hinweis, dass die Reifen erst eingefahren werden müssen) los.
Schon in den ersten Kurven wartete ich auf den bekannten Widerstand beim einlenken - nichts!
Langsam fasste ich vertrauen zu den Reifen und in den nächsten 2 Wochen merkte ich mehr und mehr, dass doch nicht alles an meiner fehlenden Fahrpraxis gelegen hatte. Auf kurvigen Strecken konnte ich an den deutlich schwereren Maschinen meiner Kumpel (GSX600F, BMW etc.) problemlos dranbleiben (OK - auch nur mit Digital-Gas, aber dafür war der Motor ja gemacht... ). Karsten (der einzige inzwischen verstorbene meiner damaligen Kumpel) mit seiner "Gülle-Pumpe" tat mir manchmal echt leid. Geschätzt doppelt so viel Gewicht durch die Kurven zu stemmen bei einem echt besch...eidenen Fahrwerk war kein Spaß.
Mit der Suzuki hab ich dann so alles in allem rund 15.000Km im ersten Jahr hinter mich gebracht, im 2. etwa 5.000 (da hatte ich dann eine Freundin...). Diverse Touren an die Mosel, ins Bergische, Sieger- und Sauerland machten reichlich Spaß und als irgendwann mein Bruder mir eine RD250 anbot, musste die Suzi leider gehen. Sie hat mich nie im Stich gelassen, sprang immer zuverlässig an und machte einen Höllenspaß. Also - für damalige Verhältnisse... Dummerweise hab ich glaube ich kein einziges Foto von ihr gemacht - sehr schade...
Und Du - was war Deine erste Maschine? Was hast Du mit ihr erlebt? Erzähl doch ma!